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Osterwasser

In früheren Zeiten bestand eine Sitte, Osterwasser gegen Haut- und Augenkrankheiten aufzubewahren. Man mußte am Ostersonntag in aller Frühe vor Sonnenaufgang das Wasser aus einem reinen, fließenden Bach schöpfen und durfte keinem Menschen begegnen und mit keinem sprechen. Wer sich am Ostertag in einem solchen Wasser wusch, blieb von Haut- und Augenkrankheiten verschont.

Junge Mädchen sah man in aller Frühe im Morgengrauen zum nächsten klaren Bach wandeln, um Wasser zu schöpfen, welches Schönheit und Tugendhaftigkeit verleihen sollte. Stumm mußte der Weg hin und wieder heimwärts beschnitten werden. Es war nicht einfach, denn Jungen und neidische Weiber versuchten sie daran zu hindern, zu erschrecken und sie zu einem Schwatz zu verführen. Gelang es ihnen, so wurde das Osterwasser zum entweihten "Schladderwasser" und die Mädchen zum Gespött aller.

Je früher man zum Quell wallfahrte, desto weniger Verführern begegnete man. Dieser Ostergang hatte auch noch einen weiteren Sinn, dem Kinder und Erwachsene immer voll Erwartung nachgingen. In der aufgehenden Sonne, wenn der rote Sonnenball am Horizont erschien und sich zu voller Kraft entfaltete, sah man das Osterlämmchen hüpfen. Ein schöner Brauch, der bei starker Glaubenskraft im Frühlingserwachen und Frühdunst der dampfenden Erde immer wieder voll Spannung das Springen des Osterlämmchens im Sonnenball tatsächlich erleben ließ.