EPILOG

50 Jahre danach - 1997

Der Groß Tuchener Gedenkstein

Ein Bericht von Erika Wenzlaff, geb. Pecker +

"Zum Gedenken an die Groß Tuchener Toten, die hier ihre letzte Ruhe fanden".

"Ku pamieci zmarlych mieszkancow Tuchomia ktorzy tutaj znalezli miejsce wiecznego spoczynku."

Am 18.7.1997 konnte auf dem evangelischen Friedhof in Groß Tuchen ein Gedenkstein für die dort ruhenden deutschen Toten feierlich geweiht werden.

Der Plan für die Aufstellung dieses Steines wurde auf dem letzten Groß Tuchener Treffen im August 1996 bei Pastor Siegfried Labuhn in Ostharingen diskutiert, geplant und es wurde um Spenden gebeten.

Im November fuhr unter Leitung von Pastor S. Labuhn eine kleine Vorbereitungsgruppe (S. Labuhn, K. Gutzmann, E. Wenzlaff und Frau Hahne) nach Tuchomie / Groß Tuchen, um vor Ort die Absprachen zu treffen, bei den Behörden und Handwerkern. Mit Hilfe von Familie Dombrowski fanden wir auf einem nahegelegenen Feld einen geeigneten Stein. Es ist ein ca. 2 Tonnen schwerer Findling. Durch die Bearbeitung, Schneiden und Schleifen, in Danzig und Bütow, ist seine schöne Färbung und Zeichnung besonders hervorgetreten. Auf der geschnittenen Seite sind der Text in deutscher und polnischer Sprache durch Buchstaben aufgesetzt; ebenso ein Kreuz und die Jahreszahl.

Auf dem Friedhof wurde ein geeigneter Platz zur Aufstellung dieses Steines gesucht. Im November waren noch viele Aufräumungsarbeiten zu tätigen, die von Familie Dombrowski, Groß Tuchenern und der Deutschen Minderheit aus Bütow geleistet wurden.

Alle diese Vorbereitungen hat unser verehrter und geschätzter Pastor Siegfried Labuhn noch getroffen und bis zu seinem Tode begleitet. Leider konnte er selbst an den Feierlichkeiten nicht mehr teilnehmen.

Am 17.7.1997 startete in Ostharingen ein Bus mit 46 Groß Tuchenern, um eine Woche in der alten Heimat zu verbringen und an der Steineinweihung teilzunehmen.
Am 18.7.1997 um 14 Uhr begann die Feierstunde auf dem evangelischen Friedhof, zu der zahlreiche Gäste erschienen waren. Karl Gutzmann begrüßte alle Anwesenden, Herrn Kiedrowski, den Bürgermeister von Tuchomie, den katholischen Pfarrer aus Kremerbruch, den Kulturreferenten des Kreises Bütow, Herrn Klaus Borchardt, den Vertreter des Deutschen Konsulats aus Danzig, eine Abordnung des Deutschen Bundes aus Stolp, die Mitglieder der Deutschen Minderheit aus Bytów (Bütow) und die Einwohner aus Tuchomie.

Er gedachte unseres Pastors Siegfried Labuhn und dankte für seinen Einsatz und seine Bemühungen.Sein Dank galt aber auch allen Helfern und Behörden, die es ermöglichten, diesen Stein aufzustellen. Er äußerte auch den Wunsch und die Hoffnung, daß dieser Stein von den Bewohnern Tuchomies angenommen wird als eine Erinnerung an die Vergangenheit ihres Dorfes. Seine Ansprache endete mit den Worten: "Trage die Heimat im Herzen, so geht sie nicht verloren. Dort ist Heimat, wo man geboren."

Der Bürgermeister erwähnte in seiner Rede, daß alle Friedhöfe unter Naturschutz stehen. 100 Jahre sollen die Toten eine würdige Ruhestätte haben.

Herr K. Borchardt in seiner Rede: "Pastor Labuhn hat es uns aufgezeigt, der Geist, die Seele bleibt, und so ist es nicht nur er, der hier unter uns ist, sondern alle, die hier einst gelebt haben, die hier geboren wurden und ihre irdische Heimat hatten, mit ihrer Kirche, in der sie Freude, Trauer und Trost empfingen. Vergeßt Eure Toten nicht! Dafür steht hier der Stein. Ein Stein des Besinnens, des Rückblicks, aber auch der Verpflichtung für die Zukunft."

Nach dem gemeinsam gesungenen Choral "Großer Gott wir loben dich..." wurde von dem Pfarrer aus Kremerbruch die Weihe des Steines vorgenommen. Gemeinsam wurde das Vaterunser gebetet. Von den Groß Tuchenern wurde der Kanon "Ausgang und Eingang..." gesungen. Danach folgte die Kranzniederlegung und eine Gedenkminute für die Toten. Mit dem gemeinsam gesungenen Pommernlied war die Feierstunde auf dem Friedhof beendet.

Im Anschluß war noch ein gemütliches Beisammensein im Kultursaal (früher Schievelbein). Die Deutsche Minderheit hat uns alle vorzüglich bewirtet mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen und belegten Broten. Kulturelle Einlagen durch die Volkstanzgruppe und den Chor wurden vorgeführt.
Der Bürgermeister, Herr Kiedrowski, lud alle Groß Tuchner ein, die Heimat oft zu besuchen. Eine gute Unterkunft findet man in der ehemaligen Schule, die als Begegnungszentrum ausgebaut ist.

Dank gilt allen Spendern und Helfern vor Ort. Besonders auch Familie Dombrowski für ihren unermüdlichen Einsatz.

An dieser Feierstunde teilgenommen zu haben, war für mich ein ganz besonderes Erlebnis.