Groß Tuchen
Geschichte, Kultur, Soziologie
und Genealogie eines Dorfes
in Hinterpommern


Juden
in Gro
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 © Heinz Radde 2009
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Auszug aus:
Geschichte und Kultur der Juden
in Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen
(Internetpublikation um 2004)

Herausgeber:
Salomon Ludwig-Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte e.V.
Geibelstr. 41
D-47057 Duisburg
Redaktion: Detlef Bauszus, Peter Berghoff, Aubrey Pomerance, Suzanne Zittartz
HTML-Umsetzung:
Rolf Herzog
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Michael Brocke
ISSN 0948-1753
© Steinheim Institut

Das Forschungsprojekt im Steinheim-Institut wird seit 1988 in drei Teilabschnitten durchgeführt.
Die Erforschung der Provinzen Schlesien und Pommern anhand ausgewählter Themen wurde bereits abgeschlossen, der aktuelle Bearbeitungsschwerpunkt konzentriert sich auf die jüdische Geschichte in Ost- und Westpreußen.
Zur Zeit sind Dipl. Päd. Margret Heitmann, Dipl. Soz. Wiss. Harald Lordick und Axel Vinkmann als Mitarbeiter im Projekt beschäftigt.
Drittmittelgeber ist das Bundesministerium des Innern.

Pommern

Im "Land am Meer", so der slawische Name für Pommern, werden Juden vom 13. bis in die Mitte des 14.Jahrhunderts nur vereinzelt erwähnt. In den Jahren 1663 bis 1667 waren jährlich zwischen 35 bis 70 jüdische Kaufleute im Lande tätig, die ein landesherrliches Geleit und eine Handelskonzession besaßen, ihren ständigen Wohnsitz aber vorwiegend in Polen hatten. Im schwedischen Teil des seit dem Westfälischen Frieden geteilten Herzogtums werden Juden erst Ende des 17. Jahrhunderts erwähnt. Als auch Schwedisch-Vorpommern 1815 an Preußen fiel, wurde das Emanzipationsedikt vom 11. März 1812 hier nicht angewandt; erst 1847 wurde diese regionale Sonderstellung aufgehoben. Die Gründung der später größten jüdischen Gemeinde des Landes erfolgte in der Hauptstadt Stettin ebenfalls erst im Jahre 1816, als Pommern bereits preußische Provinz war. Pommern war für Friedrich II., wie für seinen Großvater, den Großen Kurfürsten, von besonderem wirtschaftlichem Interesse. Seitens der pommerschen Regierung entstand 1754 der Plan, eine autonome  Judenstadt an der Leba zu errichten, um den Handel zwischen Polen und Pommern zu intensivieren. Das Vorhaben wurde schließlich verworfen, weil Friedrich II. ein rasches Anwachsen und die wirtschaftliche Konkurrenz der jüdischen Bevölkerung zum Nachteil seiner christlichen Untertanen befürchtete.

Der jüdische Bevölkerungsanteil in Pommern ist in der Geschichte durchgängig niedrig geblieben. Um das Jahr 1803 betrug der Anteil 0,3% (1716 Personen). Im Vergleich zu anderen preußischen Provinzen hatte Pommern mit die geringste Quote: An der Spitze lag Posen mit 6,38%, jedoch hatten von den 51959 Juden nur acht das Staatsbürgerrecht, gefolgt von Westpreußen (2,26%), Ostpreußen (0,25%) und Sachsen (0,26%). Zwar nahm die Zahl der pommerschen Juden zwischen 1825 (4176) und 1889 (13886) deutlich zu, ging dann jedoch wieder kontinuierlich zurück: im Jahre 1925 wurden noch 7761 jüdische Einwohner registriert.

Als Ergebnis des Forschungsprojekts wurde die hier in groben Zügen skizzierte deutsch-jüdische Geschichte in der Provinz Pommern vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart in einem Sammelband dokumentiert. Der Band enthält Beiträge zu den Kapiteln Stadtgeschichte, Regionalgeschichte, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Antisemitismus und Holocaust. Zudem informiert ein Beitrag über die Geschichte und Aufgaben des Gesamtarchivs der deutschen Juden unter besonderer Berücksichtigung der pommerschen Archivbestände; den Abschluß bildet eine Auswahlbibliographie. Als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten wird damit die erste umfangreiche Veröffentlichung zur Geschichte der Juden in Pommern vorgelegt. Da es bisher keine Gesamtdarstellung zu den pommerschen Juden und nur eine Monographie über die jüdische Gemeinde Stettin gab, liegen allen Beiträgen des Sammelbandes umfangreiche Archivrecherchen zugrunde. Benutzt wurden ca. 20 Archive in Polen, Israel, USA sowie in den sogenannten neuen Bundesländern. Die Herausgeber waren bemüht, mit diesem Band neben Wissenschaftlern und wissenschaftlichem Nachwuchs auch einer interessierten Öffentlichkeit ein möglichst breites Spektrum des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens der Juden in der ehemaligen Provinz vorzustellen.


Aus dem Projekt hervorgegangene Publikationen:

Lucas, Franz D./Heitmann, Margret: Stadt des Glaubens. Geschichte und Kultur der Juden in Glogau, 2. Aufl., Hildesheim 1992

Heitmann,Margret, Zur Geschichte der Juden in Glogau, in: Glogau im Wandel der Zeiten - Glog¢w poprzez wieki, bearb. von Werner Bein, Johannes Schellakowski und Ulrich Schmilewski, Würzburg 1992

Walk, Joseph: Die "Jüdische Zeitung für Ostdeutschland" 1924-1937. Zeitgeschichte im Spiegel einer regionalen Zeitung, Hildesheim 1993

Adam, Jacob: Zeit zur Abreise, bearb. und hrsg. von Jörg H. Fehrs und Margret Heitmann, Hildesheim 1993

Flucht vor der Taufe, Der Übertritt des Marcus Joel aus Glogau und seine Folgen,
in: Menora, Jahrbuch für deutsch- jüdische Geschichte, Bd. 5, 1994, S. 349-365

Bibliographie zur Geschichte der Juden in Schlesien, von Margret Heitmann und Andreas Reinke in Zusammenarbeit mit Harald  Lordick und Heike Teckenbrock (= Bibliographien zur deutsch- jüdischen Geschichte, Bd. 6), München u.a. 1995

Margret Heitmann/Harald Lordick, Zur Geschichte der Juden in Schlesien vom 18. Jahrhundert bis 1933, in: "... liegt die Heimat auch in weiter Ferne", Ein deutsch-polnisches Ausstellungs- und Kulturarbeitsprojekt zur Geschichte der Beziehungen zwischen Schlesien und Berlin-Brandenburg, Hrsg. Gesellschaft für interregionalen Kulturaustausch e.V. Berlin (erscheint 1995)

"Halte fern dem ganzen Lande jedes Verderben...", Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, hrsg. von Margret Heitmann und Julius H. Schoeps unter Mitwirkung von Bernhard Vogt (erscheint 1995)