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Groß Tuchen:
Geschichte, Kultur, Soziologie und Genealogie
eines Dorfes in Hinterpommern

Impressum 



700 Jahre Geschichte von Groß Tuchen
zusammengestellt von
Heinz Radde 
Ausgabe v. 29.6.2010
Quellen: 
- Bronisch "Kreis Bütow", 1939 
- Cramer "Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow", 1858
- Zeitzeugen 1945-2010

Tuchen (Tuchome, Techome, Tuchom, Tuchomie, villa Thüchen)  war um 1315 Hauptort des Landes Tuchen im Besitz des Markgrafen Waldemar von Brandenburg.
 

1315   

Erste Erwähnung des Ortes als Tuchom in der Verleihungsurkunde des Landes Tuchen an den Swenzonen Ritter Kasimir von Tuchom.
 

1385   

Der Deutsche Orden erwirbt das Gebiet.  
Bezeichnung des Ortes als Cotzmersch.
 

1400   

Der Pfleger zu Bütow, Jacob von Reinach, verleiht dem Bürger Staneken das Schulzenamt.
 

1455    

Nach der Niederlage des Ordensstaates kommt das Land Bütow in die Hände der Stadt Danzig
 

1466

Nach dem 2. Thorner Frieden wird Polen Besitzer des Landes. Es wird jedoch von den Pommernherzögen als Pfand gegenüber Polen behalten.
 

1526    

Der Polenkönig Sigismund verleiht die Lande als erbliches Lehen an die Pommernherzöge.
 

1560   

Die Papiermühle (später: Obermühle) entsteht neben der vorhandenen Kornmühle. In den Chroniken erscheint der Name Gross Tuchen.
Die Mehrheit der Einwohner tritt in der Mitte des 16. Jahrhunderts zum Protestantismus über.
 

1637   

Das Land Bütow kommt bei der Gegenreformation nach dem Tod des letzten pommerschen Herzogs als erledigtes Lehen unter polnische Herrschaft bis 1657.
Weitgehende Wiederherstellung von Rechten der katholischen Kirche.
 

1670   

Die erste evangelische Kirche wird fertiggestellt.
 

1674   

Ein großer Brand zerstört das Dorf fast vollständig, ebenso 1695.
 

1710   

Die Schule in Groß Tuchen wird erstmals erwähnt. 
Bereits 1399 gab es in Bütow  eine Schule.
 

1773   

Das Land wird preußisch (die polnische Lehnsoberhoheit über das Land Bütow wird im Vertrag zu Warschau aufgehoben). Neue Siedler beleben das Dorf.
Es kommt zu großen Veränderungen.
 

1780

Es gibt bereits 2 Kirchen, 2 Kornmühlen, 1 Papiermühle, 1 Gaststätte und 1 Schmiede.
 

1810   

Gross Tuchen hat 289 Einwohner, darunter 13 Katholiken.
 

1855   

Gross Tuchen hat 715 Einwohner, darunter 59 Katholiken.
 

1857   

Die Strasse Bütow-Rummelsburg wird gebaut.
 

1889

Die evangelische Kirche wird eingeweiht. Mit 1000 Sitzplätzen ist dieser neugotische Bau die grösste Kirche im Kreis ausserhalb Bütows.
 

1905   

Gross Tuchen zählt 880 Einwohner, davon sind 97 katholisch.
Die katholische St.Michaelis-Kirche entsteht.
 

1909   

Die Bahnstrecke Bütow-Rummelsburg wird dem Verkehr übergeben.
 

1912   

Die Chaussee Gross Tuchen - Zemmen wird gebaut.
 

1920   

Die Strassenabzweigungen nach Moddrow, Klein Tuchen und Pyaschen werden gebaut.
 

1925   

Gross Tuchen hat 838 Einwohner, davon 135 Katholiken.
 

1933   

Gross Tuchen hat 881 Einwohner, davon 145 Katholiken.
Mehre Einfamilienhäuser für kinderreiche Familien und 4 Zollhäuser werden gebaut. Ein moderner Sportplatz entsteht.
 

1938   

Gross Tuchen zählt bereits 920 Einwohner.
Die Zahl der Katholiken nimmt auf 135 ab.
 

1939   

Gross Tuchen  hat 1002 Einwohner.
Der 2. Weltkrieg bricht aus.
 

1945   

24. Januar: Die letzten wehrfähigen Männer werden zum Volkssturm einberufen und nahezu unausgebildet an die Front bei Reckow und Schlawe geworfen.
Ab Mitte Februar  werden  durch sowjetische Tiefflieger Angriffe auf das schutzlose Dorf geflogen. Die ersten Opfer sind Kinder.
2. März:  Die Wehrmacht übernimmt das Dorf und befiehlt die Räumung bis abends  21.00 Uhr.
Nach  einem ganztägigen  schweren Fliegerangriff verlässt die Bevölkerung desorientiert in kleinen Gruppen panikartig das Dorf.
4. März: Die 70. Sowjetarmee geht zum  Angriff  über und versucht, von Reckow und Pyaschen aus, über die Obermühle, Gross Massowitz und Wiesenthal das Dorf zu umgehen. Der Kampf wird nach 3 Tagen erbitterter Gefechte beendet. Hunderte von russischen und deutschen Gefallenen liegen auf den Feldern um Gross Tuchen.
7. März 1945: Die deutsche Geschichte von Gross Tuchen ist zu Ende. Die geflohenen Bewohner kehren zurück.
Das Dorf wird von polnischer Verwaltung übernommen. Die deutschen Bewohner sind rechtlos Gewalt und schlimmsten Erniedrigungen ausgesetzt. Sie werden zunehmend enteignet und vertrieben.
Polen und Ukrainer übernehmen die deutschen Höfe.
 

1946

Bis Dezember sind die meisten deutschen Bewohner vertrieben.
Das Dorf heisst jetzt Tuchomie. Die deutsche Sprache ist verboten.
 

1958

Einige Deutsche aus der DDR dürfen wieder besuchsweise einreisen.
 

1975       

Auch westliche Besucher dürfen wieder nach Gross Tuchen kommen.
 

1990

Nach dem Sturz der kommunistischen Regierung beginnt eine neue Politik gegenüber der Geschichte.
 

1997   

Auf dem alten evangelischen Friedhof wird von vertriebenen Deutschen in Anwesenheit des Bürgermeisters, polnischer Einwohner und der kleinen deutschen Minderheit ein Gedenkstein für die deutschen Toten Gross Tuchens enthüllt. 
Tuchomie erhält in der alten Schule eine (ab etwa 2004 allerdings wieder
anders genutzte) Begegnungsstätte für Deutsche und Polen in Gross Tuchen.
 

2003

Wiederherstellung des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges.
 

2009       

Weihnachts-Gottesdienst in der restaurierten ehemaligen evangelischen Kirche.