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3. Gewerbe
3.1. Dorfkrug Der Dorfkrug hatte die Verpflichtung, einen Gaststall frei zu halten und Übernachtungen aufzunehmen. Da der alte Krug nicht mehr den Anforderungen entsprach, baute ein KASCHUBOWSKI um 1860 einen neuen aus Lehm-Stampfwerk. KASCHUBOWSKI hatte den neuen Krug wohl bald verkauft, und die späteren Besitzer waren, soweit mir [Emil Trapp] bekannt geworden ist: LENTZ, WEIHS, SCHRÖDER, WEGNER, VEHLOW (welcher vorher den ROSENschen Gasthof hatte), FRITZ WOITA; MEINKE. Vom letzteren als Pächter: SCHIEFELBEIN und FRITZ WEYERKE. MEINKE's Schwiegersohn FRITZ HOLZ mußte ihn 1945 an die Polen abgeben. Acker und Wiesen waren nach und nach verkauft worden. Ein PROCHNOW hatte den Ausbau mit etwa 80 Morgen Acker und Wiesen gekauft. Diesem folgte ein POLZIN, aus Morgenstern stammend, und zuletzt ein Schwiegersohn der POLZINschen Nachkommen - KNITTER, welcher auch noch vor dem letzten Krieg starb. Dessen Sohn HUGO KNITTER fiel im letzten Krieg. Die Polen vertrieben die KNITTERschen Nachkommen. Einen anderen Teil des Ackers hatte JOHANN JUTRZENKA erworben und wurde von seinem Sohn MAX POLZIN zuletzt besessen. Ein kleiner Teil war noch beim Kruge verblieben. Um 1890 waren Wiesenteile verkauft worden. 3.2. Gasthof Much MUCH hatte in den Jahren 1860 - 1870 ein 2. Gasthaus und ein Kolonialwarengeschäft aufgebaut. Er verkaufte diesen Gasthof an HERMANN VEHLOW, welcher aus dem Kreis Schlawe stammte. Etwa 1888 verkaufte VEHLOW an ADOLF ROSEN und kaufte von WEGNER den Dorfkrug, den er etwa 1912 an FRITZ WOITZ verkaufte. Er kaufte sich in Gersdorf das Restgut, das dort sein Sohn bis zur Vertreibung durch die Polen besaß. ROSEN verkaufte während des letzten Krieges das Geschäft und den dazugehörigen Acker an OSKAR GENEE, welcher es an die Polen abgeben mußte. 3.3. Kolonialwarengeschäft Wolf Dieses Geschäft bestand einem Geschäftshaus und einem 2-stöckigen Familienhaus und befand sich bis etwa 1887 in den Händen von ABRAHAM WOLF. Es wurde zuletzt von der Witwe WOLF und 2 Töchtern geführt, welche ich [Emil Trapp] noch kannte. Von diesen kaufte es ein NATHAN JAKOBI, welcher es bis etwa 1906 hatte. Sein Nachfolger war BRUNO POLZIN, ein Sohn des aus Groß Tuchen stammenden HERMANN POLZIN in Bütow. BRUNO POLZIN war Fleischer und richtete noch zusätzlich eine Fleischerei ein. Nach einigen Jahren verkaufte er das Ganze an seinen Bruder OSWALD POLZIN, welcher die Fleischerei an HERMANN MÜLLER aus Tangen verpachtete. [Anmerkung von Emil Trapp: Sein Vater und dessen anderen Söhne hießen MÖLLER, dieser aber wurde bei der Geburtsanmeldung fälschlich als MÜLLER eingetragen.] MÜLLER und sein Bruder (als Lehrling) fielen im 1. Weltkrieg. Die Witwe MÜLLER gab die Fleischerei auf, und es übernahm sein Bruder LEO MÖLLER dieselbe. OSWALD POLZIN verkaufte das gesamte Anwesen an OTTO SCHLUTT - der älteste Bruder von ALBERT SCHLUTT - Ausbau Groß Tuchen. OTTO SCHLUTT verkaufte nach dem 1. Weltkrieg an MAX DEUBLE. DEUBLE starb 1946 bei den Polen im Gefängnis. Frau DEUBLE und ein Sohn GÜNTER starben noch vorher in Groß Tuchen durch die schlechte Behandlung seitens der Polen. 3.4. Fleischerei Nach dem 1. Weltkrieg erbaute WILHELM LIMBERG auf dem Grundstück seines Bruders OTTO LIMBERG noch eine zweite Fleischerei, die er später an LEO MÖLLER verkaufte, der die Fleischerei auf dem DEUBLEschen Grundstück an KARL SCHLAAK abgab. MÖLLER und SCHLAAK wurden 1945 durch die Polen vertrieben. 3.5. Bäckerei Früher gab es in Groß Tuchen noch eine Bäckerei im Hause RUHNKE, später BERTHOLD BIASTOCH. Nach dem 1. Weltkrieg baute ALBERT DOMBROWA eine zweite Bäckerei, die seinem Sohn von den Polen angenommen wurde. 3.6. Sanitätswesen Schon vor dem 1. Weltkrieg bestand in Groß Tuchen eine ärztliche Praxis, welche von 3 Ärzten hintereinander ausgeübt wurde. Die Praxis verwaiste während des Krieges. Nach 1919 errichtete Dr. HARTHUN wieder eine neue Praxis, welche von Dr. WEGNER und Dr. MAROSKE nacheinander übernommen wurde. Dr. MAROSKE war 1945 als letzter dort. 3.7. Apotheke Die zuständige Instanz bei der Regierung in Köslin sah sich allmählich genötigt, in Groß Tuchen eine Apotheke einzurichten. Durch Verhandlungen mit dem Apotheker HOSSENFELDER und der Schmiedegenossenschaft wurde erreicht, daß das frühere Gendarmenhaus an HOSSENFELDER verkauft wurde und von diesem durch einen Anbau zur Apotheke eingerichtet werden konnte. Sein Nachfolger war 1945 zuletzt der Apotheker KRÜGER. 3.8. Schmieden Die alte Dorfschmiede war eine bäuerliche Genossenschaft, bei welcher der Schmied neben Geld Deputatstücke [Naturalien] erhielt. Es war dem Schmied gestattet, auch fremde Arbeit auszuführen. Dadurch haben sich alle Dorfschmiede in Groß Tuchen nacheinander Grundstücke gekauft. So GOTTLIEB GROTH, welcher sich in Groß Tuchen eine eigene Schmiede, Haus und Scheune baute. Das Ganze übernahm später sein Schwiegersohn R. MIX übernahm, danach dessen Sohn. GROTH hatte 1888 das auf der Evangelischen Kirche befindliche Kreuz mit Dornenkrone hergestellt. Spätere Schmiede auf der Bauernschmiede waren: MAROTZ aus Franzwalde, JORDAN aus Barkotzen, TILLY aus Moddrow und RÖSKE, welcher sich in Groß Tuchen später eine eigene Schmiede baute, und BOTH als letzter 1945. 3.9. Stellmacher Als Stellmacher betätigten sich früher TOTZKE und GUSTAV REDDIES. Der Sohn WILHELM REDDIES baute sich in der Nähe der Sägemühle ein neues Wohnhaus auf und betrieb bis zur Vertreibung die Stellmacherei. 3.10. Schneider Vor dem 1. Weltkrieg war PAUL POLZIN der tüchtigste Schneider in Groß Tuchen. Er fiel im Kriege. Danach arbeitete sich FRANZ LIMBERG, welcher sich am Bahnhof ein Haus gekauft hatte, als Meister empor. Er verkaufte sein Haus und zog nach Westen. Seine Nachfolger waren zuletzt FRITZ LIETZ und PAPKE. 3.11. Obermühle Die Obermühle wurde anfangs "Papiermühle" genannt. Sie wird
als Ort "Papirmolen" südlich von Groß Tuchen bereits auf der Lubinschen
Karte von 1618 gezeigt.
Die Mühle gehörte früher einer Familie VON DOMARIUS. Dort wurde neben
Kornmüllerei auch Papier hergestellt aus Lumpen, welche von
Lumpensammlern, die auch in Groß Tuchen wohnten, angeliefert wurden.
VON DOMARIUS verkaufte die Mühle um 1860, der genaue Zeitpunkt ist mir
[Emil Trapp] unbekannt, an STUBBE. Deren Söhne hatten später Mühlen in
Stolpmünde und Schmolsin, Kreis Stolp. STUBBE verpachtete die Mühle mit
Schneidemühle an NEIENBRANDT, bei dem sie 1885 abbrannte. STUBBE hatte
sich inzwischen das Gut Zemmen gepachtet. Er mußte diese Pachtung
aufgeben und die Mühle wieder aufbauen. Etwa 1888 verkaufte er die
Mühle mit 260 Morgen Acker und Wiesen an SCHRÖDER, der vorher in Groß
Tuchen den Dorfkrug (Gasthof FRITZ HOLZ) hatte. Bei SCHRÖDER brannten
Stall und Scheune nochmals ab. SCHRÖDER verkaufte nun an WOLTER,
welcher aus Rügenwalde kam. WOLTER starb bald, und sein Sohn ERICH
wurde Nachfolger. Inzwischen war die Groß Tuchner Dorfmühle 1899 mit
abgebrannt, von VOELZKE neu aufgebaut und machte WOLTER viel
Konkurrenz. ERICH WOLTER verkaufte 200 Morgen Acker und Wiesen an die
Rentenbank und belieh auch das Mühlengrundstück mit Geldern der
Rentenbank. Dadurch entstanden die Grundstücke WOLFF, PELZ und RADDE.
Die restlichen 60 Morgen Acker und Wiesen sowie Mahl- und Schneidemühle
verkaufte WOLTER an GROSS, der bald starb und als Erbin ein Kind,
GISELA GROSS, einsetzte. Die Witwe GROSS heiratete später BRUNO BARSKE.
Beim Russeneinfall brannte die gesamte Mühle ab, das war vorläufig das
Ende der Obermühle. Die Dorfmühle, welche von DOMARIUS gehörte, ging über an
FEHSER, später an 3 ledige Geschwister FEHSER als Erben. Die FEHSER
verkauften etwa um 1890 50 Morgen Acker und Wiesen, am Forst Jungingen
und der Grenze zu Zemmen gelegen, an AUGUST FRITSCH, wahrscheinlich als
eine Forstabfindung. Nach dem 1. Weltkrieg verkaufte FRITSCH dieses
Grundstück an BASOWSKI, der es bis 1945 besaß.
Die Mühle mit 175 Morgen Acker und Wiesen kaufte etwa 1898
Rittergutsbesitzer VOELZKE - Adlich Groß Tuchen. VOELZKE verkaufte
später die Mühle und 10 Morgen Acker und Wiesen an MICKLEI. Von MICKLEI
ging die Mühle an KARL REDDIES über. 20 Morgen Acker und Wiesen hatte
schon der Bahnfiskus zum Bahnbau abgenommen. Den Rest Acker und Wiesen
hatte RICHARD HEIMANN von VOELZKE erworben.
REDDIES und HEIMANN wurden nach 1945 von den Polen vertrieben.
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