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Titelseite des Buches
"Untersuchungen zur Mythologie des Kindes"
von
Richard Beitl, 1933
 



Groß Tuchen:
Geschichte, Kultur, Soziologie
und Genealogie 
eines Dorfes in Hinterpommern 



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© Heinz Radde 1998-2015
Impressum


Die Roggenmuhme


...die Roggenmuhme. Es waere eine hagere, alte Frau mit wirren wehenden Haaren, einer Hakennase, stechenden Augen, spinnenartigen, duennen, langen Armen, die mittags von den Kornwogen getragen in schwueler Hitze mit kraehender Stimme die Kinder lockte und ins Kornfeld ziehe, Hier faenden sie keinen Ausweg, wuerden festgehalten und muessten elend verhungern. Bei der Ernte faenden die Schnitter nur noch einige Knochen von ihnen....


[Reported by Joel Streich, New York, 1998,
from the book "Der Kreis Schubin"]




Kornmuhme

Nun wogt im Wind das junge Korn,
voll blüht die Hollerdolde;
bekränzt mit Mohn und Rittersporn
geht durch die Welt Frau Holde.
Sie läßt sich schaun am lichten Tag,
solang die Ähren reifen;
durch Roggenfeld und Weizenschlag
sieht man sie heimlich streifen.

So geht sie um nach altem Brauch
und segnet still die Saaten,
und Kornduft zieht mit herbem Hauch
bis zu des Dorfes Katen.
Doch wenn durchs Feld die Sense blitzt
im lichten Ährengolde:
hoch auf dem Erntewagen sitzt
Kornmuhme dann, Frau Holde.

Hugo Kaeker