Karl und Käte Gutzmann geb. Labuhn (geb. 1923/1924), Hannover, den
28. Febr. 1995
Kelbshof 23, D-30539 Hannover, Tel. 0511-526937
Käte
Gutzmann, als sie 1995 den Bericht schrieb.
Bericht über Flucht, Vertreibung und Neuanfang
Bis zuletzt haben wir gehofft, daß wir nicht auch flüchten müssen. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, daß die Front einmal so weit kommt.
Doch am 2. März 1945 war es dann soweit. Es war schon Abend, da kam Dora, das Ukrainer-Mädchen, von meinen Schwiegereltern, G. Gutzmann, und sagte uns Bescheid, daß wir uns nun fertigmachen sollten. Gepackt war das meiste ja schon seit einiger Zeit. Man wußte sowie nicht so recht, was nimmt man mit und was nicht. Der Kastenwagen wurde beladen mit den wichtigsten Dingen. Wir waren wohl alle aufgeregt. Alles blieb stehen und liegen, und wir zogen hinaus in die Nacht. Einen richtig geordneten Treck gab es gar nicht. Schwer war es immer, ein Nachtquartier zu finden. Es waren ja so viele Menschen unterwegs, und niemand wußte ein richtiges Ziel.
So waren wir ein paar Tage unterwegs. Schon bald konnten wir auch das Schießen von der immer näher rückenden Front hören. Am letzten Tag, bevor der Russe uns einholte, war auf der Straße ein großes Durcheinander: Deutsche Soldaten, auch russische Gefangene und viele Flüchtlinge. Wir als letztere mußten immer wieder Platz machen. Am 8. März wurde es dann plötzlich ruhiger auf den Straßen. Wir waren bis in einen Wald gekommen, wo wir die Geräusche von den herannahenden Panzern hörten. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, da waren sie da. Wir hatten uns etwas von der Straße entfernt, in den Wald hinein. Es war schon unheimlich, und wir waren wohl alle aufgeregt. Diesen Augenblick, wo uns die ersten Russen gegenüberstanden, kann man wohl kaum beschreiben. Angst hatten wir sicher alle. Doch es passierte noch nichts Schlimmes. Uhren und Ringe wurden uns abgenommen. Dann gab man uns zu verstehen, wir sollten nun nach Hause fahren. Die Panzerkolonne fuhr weiter, und wir kehrten um, wie die Straße frei war.
Doch der Weg nach Großtuchen war weit, und es sollte noch viele Hindernisse geben, bis wir endlich erst Ende Mai wieder zu Haus, in Großtuchen, ankamen. Zunächst fuhren wir bis zum Gutsdorf Ganske. Hier blieben wir erst einmal. Es waren hier viele Flüchtlinge, alle auf engstem Raum. Wir hatten so wohl etwas weniger Angst mit so vielen gemeinsam in dieser Notlage. Hier hatten wir auch die ersten schlimmen Erlebnisse mit den Russen. Nach einigen Tagen machten sich die ersten Flüchtlinge auf den Weg nach Hause, unter anderem auch Familie Kroggel aus Großtuchen. Auch wir, meine Eltern und Geschwister, machten uns auf den Heimweg. Weit sind wir allerdings nicht gekommen. Zum Teil betrunkene Russen haben uns überfallen. Sie trieben uns bei einem leerstehenden Haus auf den Hof, dort mußten wir bleiben. Hier erlebten wir eine Schreckensnacht, über die ich nicht berichten möchte. Am nächsten Tag hatten wir nicht den Mut weiterzufahren. So sind wir umgekehrt, wieder in das Dorf Ganske. Noch hatten wir immer Pferd und Wagen, waren aber auch schon ausgeplündert.
Bis Anfang April blieben wir nun hier. Da wurden alle Flüchtlinge und auch Einheimische auf die Straße getrieben. Es kam nun Schlimmes auf uns zu. Die Russen griffen sich nun die Menschen zum Verschleppen hier aus, darunter auch meinen Bruder Siegfried und mich. Es war furchtbar. Nun wurden wir auch noch von unseren Eltern und Geschwistern getrennt, was für sie auch traurig war. Zunächst blieben wir Geschwister noch einen Tag zusammen. Am nächsten Tag gab es dann Verhöre und Gepäckdurchsuchungen.
Es wurden auch immer mehr Menschen zusammengetrieben. Wir kamen in den folgenden Tagen bis nach Lauenburg, auch ins Gefängnis. Alles war hier schon überfüllt. Ich selber war mit anderen Frauen ganz oben unterm Dach untergebracht. Es war sehr eng, auch die Notdurft mußte in einer Ecke verrichtet werden. Siegfried habe ich auch mal gesehen, wenn wir doch mal runtergelassen wurden. Er war in einer stark überfüllten Zelle untergebracht.
Nach einigen Tagen mußten wir hier alle raus. Sie trieben uns nun in endlosen Kolonnen in zwei Tagesmärschen bis nach Stolp, natürlich immer mit strenger Bewachung, und gezählt wurden wir oft. In Stolp wurden wir in sehr großen leeren Lagerräumen untergebracht. Daß wir auch dort auf dem kahlen Boden lagen, war nun schon fast selbstverständlich. Es waren dort mehrere Etagen. In der Etage über uns lagen Männer; auch mein Bruder Siegfried war dort. Einmal am Tag wurden wir herausgelassen. Wenn die Männer an unserer Etage vorbeigingen, stellten viele von uns sich an den Treppenaufgang, um Bekannte zu sehen. So sah ich zwischendurch zu meiner Freude auch meinen Bruder. Einmal sah ich auch Otto Klohn aus Großtuchen und konnte auch ganz kurz im Vorbeigehen mit ihm sprechen. Er ist nicht nach Hause gekommen, man hat auch nichts von ihm gehört, einfach verschollen, wie so viele in jener Zeit. Wir dämmerten so dahin in dieser Zeit dort im Lager. Viel Hoffnung hatten wir nicht, noch einmal nach Hause zu kommen. Die Transporte gingen doch laufend nach Rußland.
Doch plötzlich, an einem Tag Ende April mußten wir runter. Namentlich wurden wir aufgerufen und es wurde uns gesagt: "Ihr könnt nach Hause gehen." Wir konnten es kaum glauben. Ich habe gleich gefragt: "Und mein Bruder, wird er auch entlassen?" "Ja", hieß es, "er kommt auch." "Aber wann??" so dachte ich. Ich schloß mich einigen Frauen und Mädchen an; es waren auch aus Ganske einige dabei. Ich dachte, da gehe ich erst mal mit. Natürlich gingen wir so schnell wie möglich los. Bei einer kleinen Pause unterwegs hielten plötzlich Russen an und näherten sich uns mit bestimmter Absicht. Alle konnten fortlaufen, nur ich nicht, denn ich schaffte es nicht, weil ich zu schwach und krank war. So saß ich allein mit großer Angst im Straßengraben. Da die Russen vor Krankheit Angst hatten, ließen sie mich mit wüstem Geschimpfe in Ruhe.
Nun war ich ganz allein, ging langsam bis ins nächste Dorf. Hier traf ich doch wieder andere entlassene Frauen. Wir übernachteten auch irgendwo in dem Ort. Am nächsten Tag ging es weiter. Leider konnte ich auch hier das Tempo der anderen nicht mithalten und blieb mit noch einer Frau zurück. Wir mußten uns oft ausruhen. Da sahen wir in der Ferne drei Männer kommen. Ich sagte zu meiner Weggefährtin: "Da müßte mein Bruder dabeisein!" Er war dabei! Das ist für mich heute noch wie ein Wunder und bestimmt Gottes Fügung. Nie werde ich den Augenblick des Wiedersehens vergessen. Nun war ich doch nicht mehr allein. Wir haben nun unsere Eltern gesucht. Dazu möchte ich sagen, ich hätte es wohl allein nicht geschafft, denn ich war doch ziemlich krank. Mein Bruder stand mir treu zur Seite und hat mir geholfen, so, wie es nur irgend möglich war. Nur mit einigen Umwegen haben wir die Eltern gefunden.
Auf einem großen Gut - hier waren Russen und Polen - wurden wir schon bald wieder einige Tage festgehalten, weil wir keine Entlassungspapiere hatten. Man ließ uns dann aber doch laufen. Wir gingen nun nach Ganske, um dort vielleicht etwas über die Eltern und Ge-schwistern zu erfahren. Wir erfuhren dort, daß sie in Zezenow waren. Am 12. Mai - es war gerade der Geburtstag unserer Mutti - kamen wir dort an. Das war eine Freude, nun hatten wir uns wieder. Gemeinsam wollten wir nun nach Hause in unser Dorf Großtuchen. Doch gleich ging es noch nicht, mir ging es zu schlecht. Nach etwa 2 Wochen sind wir dann losgewandert. Wir waren wohl so fünf Tage unterwegs. Nach Möglichkeit vermieden wir dabei die Hauptstraßen. Am letzten Tag sind wir wohl 30 km marschiert. Zunächst blieben wir bei meinen Schwiegereltern G. Gutzmann, die schon länger vor uns zurückgekommen waren. Die meisten Flüchtlinge, die nicht mehr über See rausgekommen waren, waren auch schon zurück. Am nächsten Tag gingen die Eltern und Geschwistern zu unserem Haus, um sauberzumachen und aufzuräumen. Es war von unseren Möbeln und Sachen, die wir ja zurückgelassen hatten, fast nichts mehr vorhanden. Aber wir waren doch wieder in unserem Haus. Ich kam erst nach ein paar Tagen nach, konnte mich bei den Schwiegereltern noch etwas ausruhen. Es gab viel zu tun. Die Kartoffelmieten wurden aufgemacht; es wurden auch noch Kartoffeln mit dem Spaten gepflanzt. Auch Futterrüben waren noch da. Unser Vater hat sie schon im Morgengrauen auf dem Hof in einem Metallfaß gekocht. Es war ein Versuch, von dem ausgepreßten Saft (die Ausbeute war recht gering) Sirup zu kochen. Der Sirup-Ersatz schmeckte auch nicht gut. Etwas Roggen war noch ungedroschen in der Scheune. Die Eltern haben mit dem Dreschflegel ausgeklopft, was die Mäuse noch übriggelassen hatten. Es gab aber doch etwas Mehl dafür in der Mühle. Schlimm war es auch, daß wir nicht mal Salz hatten. Doch wir haben uns so durchgeschlagen. Not macht ja erfinderisch, und man hat sich gegenseitig geholfen.
Doch schon bald, ich glaube Ende August 1945, kam auch zu uns ein Pole und nahm Besitz von Haus und Hof. Wir mußten nach oben in die zwei kleinen Zimmer, und er wohnte unten. So haben wir bis Sommer 1946 zusammen gewohnt. Schon im Herbst 1945 waren die meisten Häuser und Höfe von den Polen in Besitz genommen. Ein großer Teil der Deutschen machte sich deshalb auf den Weg hinter die Oder, darunter auch meine Schwiegereltern. Eine Genehmigung von den damals ja schon polnischen Behörden mußte man aber auch haben. Unser Vater wollte nicht, daß wir auch gehen. Er sagte: "Hier können wir uns noch satt essen." Es gingen aber immer mehr Deutsche fort. Wir Kinder wollten auch weg und redeten auf unseren Vater ein, bis er ja sagte. Meine Schwester Ruth und ich gingen nun nach Bütow, um die Papiere zu besorgen. Doch nun war es zu spät. Wir bekamen die erforderlichen Papiere nicht. Man hat uns sozusagen ausgelacht und gesagt: "Euch brauchen wir hier zum Arbeiten."
So war es dann auch. Wir haben alle bei den Polen gearbeitet, meine Geschwister bei Bauern, und ich bei Ausbesserungen an der Straße. Ich habe später sogar ein bißchen Geld bekommen, wohl etwa halb soviel wie die Polen. Das Geld mußte von Bütow geholt werden, auch von den Polen. Wir sind aber auch manchmal umsonst den weiten Weg gelaufen; es war dann einfach kein Geld da. -
1946 hat unser Pole uns dann ganz aus unserem Haus vertrieben. Doch es gab auch andere Polen, die uns aufgenommen haben. Wir zogen in das Haus von Willi Meier, unten links in die Wohnung. Später kamen Ukrainer, die wohl von den Russen vertrieben waren; da mußten wir in eine Wohnung nach oben. Hier wohnten wir dann bis zu unserer Ausweisung im September 1947. Doch vorher gab es für mich persönlich noch etwas sehr Wichtiges.
Ich erfuhr, daß Klemens Dombrowski, Abbau Kleintuchen, aus russischer Gefangenschaft gekommen war, wohl Ende Juli. Das Besondere für mich war, er war bis zu seiner Entlassung mit meinem Mann Karl zusammen im Kriegsgefangenenlager. So konnte er mir aus erster Hand darüber berichten. Die erste Nachricht von meinem Mann hatte ich über die Schwiegereltern 1946 erhalten.
Doch am 16. September 1947 war der von uns ersehnte Tag nun da. Zu der Zeit waren nur sehr wenig Deutsche noch in Großtuchen, und wir fühlten uns fremd in der Heimat unter den Polen. Mit unserem wenigen Gepäck wurden wir mit Pferdefuhrwerken nach Bütow gebracht. Von dort wurden wir mit Güterwagen weitertransportiert bis nach Stettin-Scheune in ein Übergangslager. Hier waren wir wohl etwa eine Woche. In Güterwagen ging`s wieder weiter. Auf Umwegen kamen wir bei Forst über die neue Grenze nach Deutschland. Wir kamen nun ins Flüchtlingslager nach Saalow, Kreis Teltow. Nach Untersuchung, Impfung und Ausstellung eines Flüchtlingspasses kamen wir dann endgültig nach Ludwigsfelde bei Berlin. Hier wurden uns als erstes Quartiere zugewiesen. Wir bekamen eine zum Teil feuchte Kellerwohnung und auch das noch mit Schwierigkeiten, denn die Quartiergeber nahmen uns erst nach wiederholter Aufforderung auf.
Mein Bruder Siegfried und ich haben dann im zerstörten Daimler-Werk Steine geputzt, wie alle Flüchtlinge, die mit uns gekommen waren. Zu essen hatten wir nur das wenige der Lebensmittelkarten. Später hatten wir uns etwas Garten angelegt auf dem ehemaligen Lagergelände. Unser Vater hat auch Körbe geflochten; meine Brüder haben es ebenfalls gelernt und mitgeholfen. Auch Holzpantoffeln hat Vater gemacht. Eine Tochbank dafür hat er sich selber angefertigt. Mutti und Vater zogen dann zusammen über Land zu den Bauern damit, um dafür etwas Eßbares zu bekommen. Doch wenn sie überhaupt etwas bekamen, dann waren es Mohrrüben und Kartoffeln. Viele Kilometer sind unsere lieben Eltern dafür gelaufen, und manchmal auch ganz umsonst. Jedoch war es in dieser Notzeit eine Hilfe für uns.
Im Spätherbst 1947 fuhren Siegfried und ich zu unserem Bruder Kurt, der in Mecklenburg bei einem Bauern gearbeitet hat. Wir bekamen von dort Roggenschrot und Kartoffeln mit. Mutti kochte nun Schrotsuppe in Wasser. Ein bißchen gesüßt, schmeckte sie recht gut. Es gab auch manchmal Reibselsuppe von rohen, geriebenen Kartoffeln. Die Hauptsache, der Magen war gefüllt.
Im Mai 1948 besuchte ich meine Schwiegereltern in Warnemünde. Wie ich zurück in unsere Kellerwohnung kam, traute ich meinen Augen kaum. In der Küche stand mein Mann Karl. Er war nun auch aus der russischen Gefangenschaft entlassen; kaum wiederzuerkennen, mit Wasser und vollkommen unterernährt. Doch die Freude über das Wiedersehen war groß. Wir versuchten, nun bald ein Zimmer zu bekommen, um doch einen gemeinsamen Anfang zu machen. Bis dahin war ich ja mit meinen Eltern und Geschwistern zusammen. Nach einigen vergeblichen Versuchen fanden wir ein kleines Zimmer bei einer alten Frau im Gartenhäuschen.
Zu Weihnachten 1948 kam mein Bruder Kurt zu Besuch. Er war noch 1948 im Sommer in den Westen gegangen. Wir haben dann überlegt, ob Karl nicht mitgehen sollte nach Hannover. Mein Bruder war dort Umschüler auf dem Bau und wohnte im Bunker. Gesagt, getan! Nach Weihnachten ging es los. Mich nahmen sie leider noch nicht mit. Es war ja alles noch etwas unsicher. Nun war ich also wieder allein. Doch schon nach zwei Monaten holten sie mich nach. Die Reise war aber abenteuerlich, man mußte ja schwarz über die Zonengrenze. Aber damals wurde noch nicht geschossen. Es ging im Dunkeln über Stock und Stein, sogar durch einen Fluß. Geschnappt wurden wir auch noch. Doch man ließ uns nach einiger Zeit wieder laufen, die Männer hatten ja schon Westausweise. Ich werde nicht vergessen, wie wir morgens müde und durchgefroren in Hannover ankamen. Ich durfte mit im Bunker wohnen. Wir hatten zu dritt einen Raum 2 x 3 m mit zwei Betten übereinander, einen Tisch und zwei Schemel. Kein Tageslicht natürlich, aber es war warm. Das war also unser Anfang im Westen. Doch hier konnten wir uns richtig satt essen. Es gab hier genügend Brot, und Sirup hatten wir auch. Das gute Brot mit Sirup schmeckt uns heute noch. Karl hat zum Glück auch Arbeit bekommen. Auch von der Gefangenschaft hat er sich hier erst erholt. Nach einem halben Jahr hatten wir die Möglichkeit, mit Kurt zusammen in einem halbzer-störten Haus in der Göttinger Straße 46 in der vierten Etage ein Zimmer auszubauen. Es war ein sehr bescheidener Anfang. Als Einrichtung hatten wir ein Holzbett mit Strohsack, einen Tisch, beides von einem Bautischler roh zusammengezimmert. Dazu noch zwei dreibeinige Stühle. Ein alter Kohleherd, in den Trümmern gefunden, auch mit drei Beinen, war lange un-sere Kochgelegenheit. Für Kurt war noch eine Matratze da und ein kleines Regal. Doch wir waren froh, nun hatten wir wieder Tageslicht, ein Dach über dem Kopf und auch satt zu essen. Ich schrieb auch an die Eltern: "Wir haben alles, was wir brauchen." Wie bescheiden waren wir doch geworden nach dem Kriegsende.
Wir haben dort in der Göttinger Straße zwölf Jahre gewohnt. So langsam hatten wir uns auch etwas angeschafft an Möbeln und anderen Sachen. Wohnungen waren immer noch recht knapp. Doch 1961 bekamen wir endlich unsere erste richtige Wohnung, eine Zwei-Zimmer-Wohnung, sogar mit Bad und Balkon, in Hainholz. Hier haben wir zehn Jahre gewohnt. Karl war inzwischen bei der Tierärztlichen Hochschule angestellt. Dadurch bekamen wir dann 1971 eine größere Wohnung in Hannover-Bemerode. Wir hatten ja nun schon seit 1965 unseren Thomas und waren deshalb besonders froh über eine größere Wohnung. Hier am Stadtrand fühlten wir uns gleich wohl. Wir wohnen immer noch hier in Bemerode und hoffen, daß wir auch unseren Lebensabend hier weiter verbringen können.
Mit den folgenden Sätzen will ich nun meinen Bericht schließen. Es war keine gute Zeit für uns unter den Russen und Polen. Voll Dankbarkeit können wir jedoch zurückblicken, daß wir aus allen diesen Nöten und Ängsten herausgekommen sind. Es war nicht selbstverständlich. So viele Menschen mußten ihr Leben lassen, und so vielen ist es noch schlechter ergangen als uns. So viele junge Menschen, sie hatten noch nicht einmal richtig gelebt. Wir sollten sie nicht vergessen!
gez. Käte Gutzmann geb. Labuhn