Bütow - im Mittelpunkt der
Kaschuben
Zusammenfassung eines Artikels in der Zeitschrift "Pomerania", Danzig,
Nr. 9-2009, Seiten 27 bis 29, über das 11. Treffen der Kaschuben in Bütow am 4. Juli 2009
von
Karl H. Radde, Dresden
Das XI Kaschuben-Treffen wurde dieses Jahr in Bütow durchgeführt
und hatte einen außergewöhnlichen Erfolg. Es wurde als das beste aller
bisherigen Treffen angesehen. Über 10 000 Besucher wurden in zwei Sonderzügen
(offiziell Transcassubia, die Kaschuben nennen sie aber Bana!) aus allen Ecken
der Kaschubei zum Bütower Bahnhof gefahren. Zahlreiche ausländische Gäste
nahmen teil.
Höhepunkt war die Eröffnung des Treffens durch den Vorsitzendendes Ministerrates Polens, Premier Donald Tusk, der als „kaschubischer Premier“
bezeichnet wird. Er ist selbst Kaschube und hatte seine politische Laufbahn
einst in Bütow begonnen. Er wird von den Kaschuben geradezu vergöttert.
Kaschubisch spricht er nur paar Worte, „aber er versteht alles“. Begrüßt wurde er in Bütow von seinen
kaschubischen Landsleuten mit Schnupftabak, Büchern und dem Lied „Hundert Jahre
soll er leben“. Die Menschen drängten
sich in Massen, um ein Autogramm zu erhalten oder um ihm die Hand zu schütteln.
Premier Tusk sagte: „Hier bin ich zu
Hause, unter Freunden und Angehörigen. Wir kennen uns schließlich schon so
lange. Man behauptet von uns, den Kaschuben, dass wir dickköpfig wären. Aber
wir können erhobenen Hauptes sagen, dass das nicht stumpfsinnige Sturheit ist,
sondern jahrhundertalte Ausdauer….Nur dank der kaschubischen Beharrlichkeit hat
unser Glaube hier überdauert und die Verbundenheit mit Polen. Die Kaschuben
haben ihre Prüfung auf bestmögliche Art bestanden. Auch das ist eine Lehre aus
der Vergangenheit….“
Nach
der Heiligen Messe sofort zu den Marktbuden
I
m Mittelpunkt standen Massenumzüge, eine Ehrung von Pastor SimonKrofey an der griechisch-katholischen Kirche (Bergkirche), die Katharinen-Kirche,
in dem der Gottesdienst von Bischof Piotr Krupa abgehalten wurde, der frühere
Töpferplatz, das Papstdenkmal und natürlich die Ordensritter-Burg. Hier konnte
man regionale Erzeugnisse und Literatur über Bütow erwerben und die traditionelle kaschubische Küche
ausprobieren. Das Übermaß der Marktstände wurde allerdings (von einigen sehr
frommen Kaschuben) kritisiert. Gefragt waren vor allem Holzschnitzereien und
Kupferarbeiten sowie Ansichtskarten aus Bütow und Literatur über die Stadt.
Ein Obelisk zum Andenken an das historische Treffen der Kaschuben
wurde enthüllt.
Kaschubische Küche
Bei den Verkostungen standen zwei typisch kaschubische Gerichte im
Mittelpunkt: Schwarzsauer und Wrukensuppe. Beides reichte nicht annähernd aus.
Bereits nach 2 Stunden waren über 8000 Portionen ausgegeben. Sie verschwanden
buchstäblich von den Tellern.
Gzube
aus Tuchomie mit besonderen Leistungen
Bei den Estradenkonzerten u.a. volkstümlichen Veranstaltungentraten das Ensemble Gzube aus Tuchomie neben dem Ensemble aus Damsdorf mit
hervorragenden Leistungen auf. Überall waren kaschubische Melodien, Trompeten,
Akkordeons und Brummbässe zu hören. Thomas Fopke hatte speziell eine
kaschubische Hymne zum Treffen komponiert: „W Bëtowie“ [In Bütow].
Offenheit
für Integration
Vom Teilnehmer des Treffen, Prof. Brunon Synak von der Universität
Danzig, wurde das Treffen als außergewöhnlichen Erfolg gewertet. Er hob
insbesondere den multikulturellen Charakter hervor und das Auftreten eines
ukrainischen Ensembles. Er führte aus: „…Das
hat gezeigt, dass wir, die Kaschuben, offen sind. Das ist ja auch das
Spezifische von Bütow, dass hier Polen und Kaschuben sowie eine ukrainische und
deutsche Minderheit beieinander leben und sich ausgezeichnet verstehen.“
Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Kaschubisch-Pommerschen
Verbandes von Danzig, Artur Jablonski. Das nächste Treffen wird in Puck
(Putzig) stattfinden. Man ist aber
skeptisch, ob das so ein Erfolg wird wie in Bütow, schließlich hat man dort
nicht so eine schöne Ritterburg. Dafür will man die Veranstaltung ganz auf das
maritime Leben der kaschubischen Fischer und Seeleute ausrichten.
Quelle: Pomerania (2009) Nr. 9,
S. 27-29, Fotos Kazimierz Rolbiecki