Kurt Lublow Heringen, 14. Jan. 1995 Lessingstraße 5 36266 Heringen

Bericht

Im Oktober 1941 bin ich Soldat geworden in Stettin, Körnerstraße (Nachrichtenabteilung). Nach der Ausbildung hieß es: "Ab nach Rußland!" Aber glücklicherweise nur bis zum Truppenübungsplatz Groß-Born. Danach kreuz und quer durch Deutschland, Lüneburger Heide, Bergen-Belsen. Dann neu aufgestellt, ab über Belgien, Albertkanal, Eifel, Saarland nach Frankreich. Später etappenweise durch das Saarland bis kurz vor München und dort in Gefangenschaft gekommen. Von dort noch einmal ausgebüxt und im Gefängnis in Wetzlar gelandet. Danach Gefängnis Marburg, weiter freies Lager Bad-Hersfeld (50.000 Mann. Später Lazarett Bad-Hersfeld, Lager Waldschenke und von dort August 1945 entlassen worden. Bin verheiratet, habe zwei Kinder, alles Jungen.

Nun zu meinen Eltern: Nach vielem Hin und Her sind sie dann in Danzig gelandet. Dort wurden sie dann eingeschifft und über die Ostsee nach Dänemark verfrachtet (Oksböl). Weil viele die Überfahrt nicht überstanden haben, hatte ich auch keine Hoffnung, meine Eltern noch einmal zu sehen. Nach vielem Suchen hatte ich dann 1947 Erfolg (DRK). Fünf Kilometer von mir war ein Flüchtlingslager. Weil die Dänen die Flüchtlinge nicht mehr haben wollten, sind sie in das Lager gebracht worden, so daß ich 1948 meine Eltern und Schwester in die Arme nehmen konnte. Mein Vater hat dann auch recht bald Arbeit bekommen. 1961 habe ich dann gebaut. Als das Haus fertig war, haben meine Eltern auch bei mir gewohnt. Meine Schwester hat auch ganz in der Nähe gebaut. Von meinem Bruder Heinz, der in Rußland vermißt ist, habe ich leider nichts mehr gehört. Meine Mutter ist dann im Oktober 1975 als erste gestorben; mein Vater erst später im März 1977. Beide sind hier auf dem Friedhof in Heringen, Stadtteil Wölfershausen, beerdigt.

Was meine Eltern und Schwester alles auf der Flucht so erlebt haben, das habe ich mal mit einigen Versen festgehalten. gez. Kurt und Lucia

Pommerland, mein Heimatland, dich kann ich nicht vergessen! Denn mich hält ein starkes Band; wer kann dieses nur ermessen? Nur, wer damals gar zu schnell mußte seinen Ort verlassen. Denn es hieß: "Gleich auf der Stell´"! Mancher konnt´s gar nicht fassen.

Die letzte Habe auf dem Rücken und ein Kindlein an der Hand. So ging es über große Brücken in ein unbekanntes Land. Tote gab es viel beim Trosse, und der Wind ging eisig kalt. Oft auch donnerten Geschosse in mein schönes Heimatland.

Doch das Leben, es ging weiter; Hunger, Elend und die Not waren unsere treuen Begleiter, jeder Tag ein Kampf um`s Brot. Jahre sind seitdem entschwunden, mein geliebtes Pommerland. Immer in den stillen Stunden denk´ ich an dich, mein Ostseestrand.

gez. Kurt Lublow