Erwin Richter Freiburg, den 19. Dezember 1994 Am Bruch 6 50171 Kerpen Tel. 02237-2163
Hiermit möchte ich in einer Kurzfassung den gewünschten Teilablauf meines Lebens schildern. Ich bin seit 1936 Einwohner von Großtuchen gewesen. Habe bis zur Einrückung zur Kriegsmarine 1941 im Pfarrhaus bei der Familie Pecker gewohnt und war dort in der Landwirtschaft des Pfarrgrundstücks beschäftigt.
Nach der Beendigung des Krieges - ich befand mich damals zum Schluß in der Festung "La Rochelle" an der Atlantikküste - kam ich in französische Kriegsgefangenschaft. Aus dieser wurde ich im Dezember 1947 entlassen.
Meine Eltern wurden 1947 aus unserer Heimat ausgewiesen, hatten zu diesem Zeitpunkt keine feste nachweisbare Bleibe. Zu diesem Zeitpunkt wußte niemand, wer noch am Leben war und wo er sich befand. Über das Deutsche Rote Kreuz konnte ich später erfahren, daß mein Bruder Emil in amerikanischer Gefangenschaft war. Da er während des Krieges bei der Luftwaffe war und in Freiburg längere Zeit stationiert war, habe ich versucht, Kontakt zu bekommen. Es stellte sich heraus, daß er inzwischen entlassen worden war und zwischenzeitlich in Freiburg verheiratet war.
Nun ging es weiter; ich wollte nach Freiburg aus der Gefangenschaft entlassen werden. Das ging aber nicht so einfach, denn Freiburg war französische Besatzungszone. Ich konnte nur nach Freiburg kommen, wenn ich mich bei der Eisenbahn für ein Jahr dienstverpflichten würde. Das habe ich denn auch gemacht. Aus dem einen Jahr wurden mittlerweile vierzig Jahre. So wurde die Eisenbahn mein Schicksal und somit auch mein Beruf.
Inzwischen bin ich auch pensioniert und versuche, aus dem Leben noch das Beste zu machen. gez. Erwin Richter