Links

Kurze Geschichte Pommerns: Inhaltsverzeichnis
Pomerania between Poland, Denmark, Saxony and Brandenburg: This site in English
Pomeranian_Griffin: Weltweite Pommern-Gruppe für Geschichte, Kultur und Genealogie

2. Pommern zwischen Polen, Dänemark, Sachsen und Brandenburg (1135-1194)

So ruhig und geradlinig anscheinend die Christianisierung Pommerns verlief, so unstetig war die politische Entwicklung, die von verheerenden Kriegszügen begleitet war. 1135 mußte der polnische Herzog Boleslaw III. auf dem Reichstag zu Merseburg Pommern-Stettin von Lothar von Supplinburg zu Lehen nehmen, so daß auch das Territorium des Greifenherzogs in den Einflußbereich des Reiches geriet. Etwas später trat der mächtige Sachsenherzog auf den Plan, und Wartislaw I. erkannte für seine Gebiete westlich der Oder bis zum Sturz Heinrichs des Löwen die Oberhoheit Sachsens, für die östlich der Oder die Polens an, und über beiden stand der Kaiser als Oberlehnsherr. Für das Gebiet des Greifenherzogs war kirchlich ausschließlich das Bistum Wollin zuständig, so daß für den Herzog eine Einheit von kirchlichem und weltlichem Herrschaftsbereich gegeben war. Sein Herzogtum Pommern (-Stettin) war kein Stammes-, sondern ein geographisches oder Territorialherzogtum. - Die Lehnshoheit Polens endete 1138 mit dem Tod Boleslaws III.; danach versank Polen in innere Kämpfe.

Bald drohte wieder einmal Gefahr von Dänemark. Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) hatte 1162 König Waldemar I., dem Großen (1157-1182) von Dänemark, den Auftrag zur Eroberung der ,,Wendenländer" gegeben. In Erfüllung dieses Auftrages eroberte Dänemark 1168 (oder 1169?) das slawische Fürstentum Rügen, zu dem außer der Insel auch gegenüberliegende Festlandsbesitzungen gehörten, und zerstörte das heidnische Swantewit-Heiligtum in der mächtigen Burgwallanlage von Arkona. An diesem Kriegszug nahm auch Pommern teil. Nach seiner Niederlage nahm der rügische Fürst Jaromar sein Land von Dänemark zu Lehen. Die Insel Rügen wurde kirchlich dem dänischen Bistum Roskilde unterstellt, der festländische Teil des Fürstentums aber dem Bistum Schwerin. In dem gesamten Fürstentum folgten der Eroberung von Westen und der Christianisierung Klostergründungen. 1193 gründeten Zisterzienserinnen Bergen, 1199 Eldena bei Greifswald, Nachfolger des 1. Darguner Klosters der Zisterzienserinnen, 1231 Neuenkamp und 1296 schließlich noch das Zisterzienserkloster Hiddensee. In dem schwer zugänglichen Inselinnern Rügens freilich hielten sich heidnische Reste noch lange. - Rügen blieb bis 1438 dänisches Lehen.

Nach der Eroberung Rügens bedrohten die Dänen auch Pommern-Stettin und zerstörten WolIin, wovon schon die Rede war. 1178 aber läßt sich die Uckermark als zu Pommern gehörig nachweisen. Angesichts der Bedrohung durch Dänemark und nach der Entmachtung des Löwen suchte Pommern unter Herzog Bogislaw I., einem Sohn Wartislaws I., Schutz beim Reich und wurde zu Lübeck 1181 Reichslehen, trat also in den Reichsverband ein, in dem es jetzt ein slawisches Herzogtum gab. Der Herzog sicherte sich doppelt ab und heiratete eine polnische Prinzessin. - 1184 besiegte Dänemark die Pommern, die auf Geheiß des Kaisers gegen den dänischen Lehnsmann Fürsten Jaromar von Rügen auf Kriegszug waren, in der Seeschlacht im Greifswalder Bodden. Der Kaiser konnte seinen Lehnsmann nicht schützen und unterstützen, da er tief in seine Italienpolitik verstrickt war. Pommern wurde 1185 dänisches Lehen und blieb dies bis 1227, ohne daß der Anspruch des Reiches auf die Oberhoheit je aufgegeben wurde. Verbündete Truppen aus Holstein, Mecklenburg, Sachsen, Lübeck, Hamburg und Bremen setzten dem dänischen Eroberungsdrang ein Ende und schlugen seine Truppen am 22. Juli 1227 in der Schlacht von Bornhöved.

Unter Ratibors I. (+1156) Nachfolgern wurde das Land in die Linien Pommern-Stettin und Pommern-Demmin (mit Wollin) aufgeteilt. Damit geschah das, was in Pommern für Jahrhunderte die Regel werden sollte, die Aufteilung zwischen einzelnen Zweigen des regierenden Hauses und dann zwischen verschiedenen Mächten. Vom Beginn seiner eigenständigen Geschichte im frühen 12. Jahrhundert an bis heute war Pommern nur jeweils für relativ kurze Zeitabschnitte geeint. Die Demminer Linie erlosch bereits 1264. Nach der Schlacht von Bornhöved hatte Pommern 1227 die dänische Lehnsherrschatt abschütteln können, mußte sie aber später gegen die der Askanier in der Mark Brandenburg eintauschen. Schon der unglückliche Stauferkönig Philipp von Schwaben (1198-1208) hatte den Brandenburgern die Lehnshoheit über Pommern versprochen. Nachdem Kaiser Friedrich II. nach der Schlacht bei Bouvines 1214 zugunsten Dänemarks auf alle Lande jenseits von Elde und Elbe verzichtet hatte, bestätigte er nach der Niederlage Dänemarks 1227 zu Ravenna 1231 der Markgrafschaft Brandenburg die Lehnshoheit über Pommern, das damit Reichsland wurde. 1236 erkannte Demmin im Vertrag von Kremmen die askanische Lehnshoheit an und überließ der Mark das Land Stargard. 1250 mußten die pommerschen Herzöge Barnim I. und Wartislaw III. im Vertrag von Hohenlandin die nördliche Uckermark an Brandenburg abtreten und wurden von dem Markgrafen mit Pommern zur gesamten Hand belehnt, d. h., daß beide Fürsten im Herrschaftsbereich des jeweils anderen Eigentum und Erbrecht besaßen und ohne Zustimmung des jeweils anderen kein Landstück verkauft oder sonstwie entäußert werden durfte. Damit wurde ein gewisser Zusammenhalt des Herzogtums über alle Teilungen hinweg gesichert, aber auch die Grundlage für den sehr viel späteren Erwerb Pommerns durch Brandenburg-Preußen gelegt. Gleichzeitig erwarb Barnim I. mit demselben Vertrag Burg und Land Wolgast.

Aus jener Zeit einer ersten Festigung des Herzogtums und der ersten Landesteilungen stammt auch der älteste Beleg für das Wappen des Herzoghauses. An einer Urkunde der Herzöge Bogislaws II. von Stettin (gestorben 23. Januar 1220) und seines Vetters Kasimir II. von Demmin aus dem Jahre 1194 hing ein Siegel, das in einem Schild einen aufrechten Greifen zeigte. Das Siegel ist allerdings nur in einer Beschreibung aus dem Jahre 1384 überliefert, während sich ein Siegel selbst mit dem Greifenwappen Bogislaws II. erst für das Jahr 1214 nachweisen läßt. Die Farben (,,Tingierung") des Wappens dürften ebenfalls in das 12. Jahrhunderts zurückreichen: in Silber ein aufrechter, goldenbewehrter roter Greif. Dieser Greif, ein Doppeltier aus Adler und Löwe, der stärksten und edelsten Tiere zu Lande und in der Luft, wurde also schon im Mittelalter, in der Jugendzeit des Herzogtums, zum Symbol Pommerns und ist es bis heute geblieben.

Nächstes Kapitel: 3. Die deutsche Besiedlung Pommerns (1150-1350)